Dienstag, 30.8.2022 Immer noch Plovdiv ✊
In meiner Behausung ist gestern jemand Neues eingezogen. Es ist ja eine Art Airbnb Wohnung, mit drei Zimmern, einer Küche und drei Badezimmern. Jeder hat sein eigenes Bad. Aber bis jetzt war ich hier alleine, das war natürlich sehr angenehm.
Vor allem, weil die neuen Mieter, zwei Frauen, sehr viel und sehr laut sprechen. Aber auch das werde ich überleben. Heute früh bin ich dann als erstes zum Naturkundemuseum gegangen. Ein schöner Spaziergang morgens durch das noch kühle Plovdiv.
Auf dem Weg dahin kam ich an einer kleinen open Air Ausstellung vorbei. Hier wurden Fotos von einheimischen Künstlern gezeigt, die auf einem Wettbewerb ausgezeichnet wurden. Es waren sehr beeindruckende Bilder, die mir den Unterschied zwischen meinen und Profi-Fotos schnell klar gemacht haben. Toll!
Das Naturkundemuseum ist ein kleines, aber sehr schön gemachtes Museum, in dem die Exponate ausnahmsweise nicht nur in Bulgarisch, sondern auch in Englisch erläutert waren.
Entweder waren die Schilder zweisprachig, oder es gab an vielen Stellen iPads, mit Bildern und Beschreibungen, bei denen man die Sprache wählen konnte.
Super gemacht.
Mir gefällt hier der konkrete Hinweis auf die Konsequenzen….😂
Es gab verschiedene Räume jeweils nach den Themen sortiert, also Säugetiere, Meerestiere, Insekten und so weiter. In manchen Bereichen gab es auch lebende Tiere, da war ein super schönes Aquarium und ein Stück weiter ein sehr interessantes Terrarium. Diese Bereiche waren im Untergeschoss und die Wände waren höhlenmäßig gestaltet. Man musste ab und zu sogar den Kopf einziehen.
Hier gab es kleinere und größere Fische, und das Highlight war sicherlich der Hai, der in einem runden Aquarium seine Bahnen zog. Und ein Aquarium mit Quallen, in dem eine ständige Strömung herrschte, so dass die Tiere hier munter Karussell fuhren.
In dem Terrarium waren viele Schlangen zu sehen, Schildkröten und auch ein paar von den größeren Insekten (die mit den vielen Haaren an den Beinen). So ganz viel Vertrauen hatte ich in die Sicherheit der Terrarien allerdings nicht.
Eine Besonderheit war auch noch der Dinosaurierraum, der vor allem bei den Kids gut ankommt! Aber insgesamt war die Präsentation der Exponate sehr liebevoll und sehr informativ. Ich liebe diese Art von Museen und habe sie auch schon in vielen Städten besucht. Zum Glück war das Museum auch leer, nur ein paar Leute schauten sich diese wunderschöne Ausstellung an. Es waren auch noch keine Schulklassen da, das kann dann immer sehr laut und unruhig werden. Ein guter Start in den Tag.
Auf meinem Streifzug durch die Stadt später an einem kleinen Gemüsemarkt vorbei. Märkte liebe ich ja immer, egal wo, also bin ich sofort rein. Auch hier wieder eine sehr liebevolle sehr bunte Präsentation von Obst und Gemüse man sieht viel Honig unglaublich viele Beeren und auch Nüsse, das unterscheiden sich von den Märkten bei uns.
Natürlich musste ich auch Milyo besuchen. Milyo, der Idiot, so wie er hier genannt wird. Eine Statue in der Fußgängerzone die angeblich die vorbeieilenden Konsumenten beim Gespräch belauscht. Er war wohl ein hier lebender Spaßmacher und Narr. Netter Kerl!
Nun lenkten mich meine Schritte zum archäologischen Museum von Plovdiv. Damit könnte der Eindruck entstehen dass ich ein kulturell interessierter Mensch bin, aber in der Wahrheit die Ehre zu geben: draußen sind es wieder 35° und im Museum gibt es eine Klimaanlage.
Aber das ist nicht der einzige Grund. Das ganze Land und speziell hier die Gegend ist bekannt für seine lange Geschichte. Die wird hier in diesem Museum ausgezeichnet aufgearbeitet. Ursprung sind (nach Stein- und Bronzezeit) die Thraker, die hier gelebt haben und von denen es keine geschriebene Geschichte gibt. Alles wurde von Mund zu Ohr weitergegeben. Aber das war schon sehr spät in der Geschichte des Landes,
Am Beispiel von Töpfen und Gefäßen wird gezeigt, wie sich die Herstellungstechnik und das Design im Laufe der Zeit geändert hat. So waren es in der Steinzeit beziehungsweise in der späten Steinzeit einfache Formen, während in der Stein-Bronze Zeit, also circa 4000 v. Chr., bereits Farben gab. Später dann, in der Bronzezeit, wurden Muster eingefügt.
Auch die grundsätzliche Bearbeitung hat sich im Laufe der Zeit verändert. Angefangen hatte alles mit der Steinschnitzerei, und dann wurde der Bohrer erfunden. Unglaublich! Das war wohl ein GameChanger. Nun waren andere Dinge möglich.
Der nächste Sprung war dann die Verwendung von Metallwerkzeugen, die wieder alles revolutionierte.
Man hat an den verschiedenen Orten rund um Plovdiv Gräber von damaligen Adligen gefunden, und die hatten dann Grabbeigaben, die ebenfalls gut erhalten sind. Das lässt interessante Rückschlüsse auf das Leben in der Zeit damals zu.
Insgesamt ein tolles Museum mit einer sehr guten Ausstellung und Präsentation. Hat sich sehr gelohnt! Auch, wenn so ein italienischer Idiot die ganze Zeit laut telefoniert hat, statt mal rauszugehen. Man kann nicht alles haben!
Nachdem ich mich nur zweimal in der sehr unübersichtlichen und verwinkelt in Altstadt verlaufen habe, habe ich das Haus Balabanov gefunden. Kurz hinter mir eine größere Reisegruppe. Kurz vor dem Haus ließ ich sie vorgehen, in der Hoffnung, mich da einfach drunter mischen zu können. Aber die wollten den Eintritt nicht bezahlen, und so blieb doch wieder alles an mir hängen.
Das Haus ist eins der schönsten Häuser hier in Plovdiv. Es wurde Anfang des 19. Jahrhunderts erbaut. Es ist aus Holz und hat riesige Räume.
Es gibt einen zentralen Raum von gigantisch im Ausmaß, also eher eine Halle, und davon gehen mehrere Räume ab.
Insgesamt kommt man auf eine „Wohnfläche“ von 546 qm.
Sehr schön sind auch die Originalmöbel aus der Zeit. Die untere Etage ist für eine Kunst Ausstellung vorbereitet worden, sie ist allerdings noch nicht fertig. Präsentiert wird hier wohl zeitgenössische Malerei. Trotzdem ein beeindruckendes Gebäude.
Wenn ich auf meinen Tacho schaue, sind da heute wieder 12 km dazugekommen. Interessant ist das vor dem Hintergrund, dass sich mein Motorradunfall heute zum 19. mal jährt. So lange ist das jetzt her und damals war es nicht absehbar, dass ich mich nochmal über so eine Latscherei beschweren könnte. Glück gehabt!
Ich kann mein Wissen immer aus Ihren Reiseberichten erweitern.
AntwortenLöschen