Donnerstag, 25. August 2022 - Düsseldorf - Köln - Sofia
25.8.2022 Düsseldorf - Köln - Sofia
Und heute ist es soweit. Ich bin in einer Besprechung mit mehreren Leuten, als plötzlich ein lautes Geräusch die Sitzung stört. PLING PLING PLUNG PLUNG….es ist der Klimgelton „seidenweich“, der mich um 3:35 morgens aus dem Traum reißt.
Ich schalte den Weckton schnell aus, damit Daggi nicht wach wird, aber zu spät: sie wurde wach und konnte sich so wenigstens von mir verabschieden.
Nach einem schnellen Frühstück gehe ich zum S-Bahnhof. Die Bahn kommt mit 3 Minuten Verspätung und bringt mich und ein paar andere, sehr müde Leute nach Köln. Da steige ich um und bin pünktlich am Köln-Bonner Flughafen. Unterwegs habe ich viele Nasen gesehen. Um die Uhrzeit scheint Corona noch nicht unterwegs zu sein.
Im Vorfeld hat man nichts Gutes über die Security hier in Köln gehört. 1-3 Stunden Wartezeit waren nichts Besonderes. Aber die aktuellen Posts auf Twitter berichteten in den vergangenen Tagen von moderaten 15 - 45 Minuten. Um es kurz zu machen: nach 5 Minuten war ich am Gate. 1 1/2 Stunden zu früh, aber besser so, als anders herum.
Obwohl ich schon oft verreist bin, überfällt mich immer so 3 Tage vor Abreise eine gewisse Nervosität. Ist die Planung ok gewesen? Habe ich alles eingepackt? Bin ich pünktlich am Airport und im Flugzeug? Diese Unruhe legt sich immer erst schlagartig, wenn ich den Gurt im Flugzeugsitz schließe.
Also jetzt!
Das gilt aber auch nur für den Hinflug. Danach bin ich immer ziemlich relaxed.
Ich habe Priority gebucht. Wusste ich garnicht. MN ist bei Ryanair automatisch Priority, wenn man Zusatzgepäck hat. Eine win-win-Situation. Ryanair kann so besser kontrollieren, wessen Handgepäck ggfs. nachberechnet (teuer) werden muss und ich komme sehr früh ins Flugzeug. Das mache ich ganz gerne, damit ich auf jeden Fall Platz für meinen Rucksack bekomme. Wenn man zu spät kommt und die Fächer voll sind, muss der unter den Vordersitz, und das will man nicht.
Heute habe ich Glück. Der mittlere Sitz in der 3er-Reihe ist leer. Das wird also ein gemütlicher Flug. Wenn ich mich schräg hinsetze, passe ich in die enge Reihe. Was mich aber befremdet: kaum einer trägt Maske. Die Crew nicht, und auch ganz wenige Passagiere. Seltsam.
Bulgarien ist ein kleines Land mit nur 6,5 Millionen Einwohnern. Es liegt zwischen Rumänien, Serbien, Nordmazedonien, Griechenland und der Türkei und hat eine Küste am Schwarzen Meer. Was mir überhaupt nicht klar war: Das Land ist eine frühe Wiege der Menschheit, die Spuren gehen bis 6500 vor Chr. Zurück. In der frühen Zeit waren hier die Perser, die Griechen, die Kelten und die Thraker.
Ca. 85% der Bürger sind Bulgaren, 9% Türken und 5% Roma. Bulgarien ist ein Agrarstaat (Tabak, Rosen), aber es exportiert chemische Produkte, Strom, Konsumartikel, Elektronik, und Textilien.
Der berühmte Künstler Christo ist in Bulgarien geboren worden. Ebenso die Erfinder des elektronischen, digitalen Rechners und der Anti-Baby-Pille.
Korruption ist eines der größten Probleme im Land und wird das wohl auch noch lange bleiben.
Und Sofia?
Die bulgarische Hauptstadt liegt am Iskar und hat ca. 1,4 Millionen Einwohner. Die Stadt liegt auf 600m und ist die dritthöchstgelegene Stadt in Europa. Sie ist von mehreren Gebirgen umgeben; Bulgarien ist ein beliebtes Wintersportland.
Die Stadt ist schon sehr alt. Die Geschichte reicht bis ins 7. Jahrhundert zurück. Im 14. Jahrhundert tauchte dann auch der Name Sofia erstmalig auf. Wenig später übernahmen dann die Osmanen das Land. Es folgten viele Kriege und im WWII besetzten die Russen das Land. Es begann eine kommunistische Phase, die dann aber Ende der 80iger Jahre vorbei war. Seitdem ist Bulgarien und damit auch Sofia ziemlich demokratisch. Und seitdem hat Sofia viele Architekturbestandteile, wie sie typisch sind für sozialistischen, russisch beeinflussten Städtebau.
Wir landen pünktlich in Sofia. War ein interessanter Flug. Der Pilot hat die Durchsagen in 2 Sprachen gemacht: Bulgarisch und Englisch. Englisch hörte sich so an:
Masken aufsetzen
- Anschnallen und Gurt geschlossen halten
- Sitzplatz nicht wechseln
Und kurz vor der Landung:
- Nicht mehr auf die Toilette gehen.
Auf Bulgarisch hieß es aber offensichtlich:
- Keine Masken tragen
- Nach dem Start sofort aufstehen und was im Gepäck suchen; ersatzweise im Flugzeug hin und her gehen.
- Sitzplatz wechseln
Und kurz vor der Landung:
- Alle aufstehen und vor dem Klo eine Schlange bilden!
Es war unglaublich! Bulgarien: ich liebe es schon jetzt! 😁
Was mir die Sache etwas schwer macht: Alles ist in kyrillisch geschrieben! Man kann es mit Google einigermaßen übersetzen, aber es ist mühsam. Erste Hürde: Die Metro.
Die Frau am Schalter versteht mich und gibt mir ein Ticket. Und Anweisungen, wo und wann der Zug fährt. Glaube ich. Verstehen tue ich nichts. Aber sie hat dabei nach rechts gezeigt und so habe ich mich für einen Zug auf dem rechten Gleis entschieden. Und Bingo! Es war richtig. Von Google wusste ich, dass ich 11 Stationen fahren muss. Zählen kann ich. Wie man Plaza Makedonia auf kyrillisch schreibt wusste ich nicht.
Die Metro ist uralt und rappelt tüchtig. Aber sie rast auch mit ca. 80km/h durch die enge Röhre. Respekt. Die U-Bahn-Station im Zentrum ist sehr groß, aber die Ausgänge (ich muss nach 11, das kann ich lesen) sind super beschildert. Von hier aus sind es noch 1 km bis zum Hostel.
Der Eingang zum Hotel ist nicht einladend, und auch innen ähnelt es eher einer Räuberhöhle. Aber für eine Nacht…..
Es ist ein 6er Dorm und ich habe ein Bett unten. Es gibt einen winzigen Schrank in der „Betthöhle“ und einen kleinen Schrank weiter hinten im Zimmer. In das winzige Ding passen iPhone, Kamera und Portemonnaie, in den anderen wenigstens meine Schultertasche. Der Rucksack muss leider ungeschützt unter das Bett.
Als ich ankomme sind meine Mitbewohnenden (es ist ein gemischtes Zimmer) noch nicht da. Also gehe ich los, Sofia zu erkunden.
Erster Eindruck: Die Autos fahren komisch, das Leben eines Fußgängers ist hier nicht viel wert. Das kenne ich auch aus Warschau.
Zweiter Eindruck: die Stadt ist nicht schön, es gibt viele Baustellen und wenig „schönes“. Dabei bin ich laut Booking.com in der „beliebtesten Gegend unserer Gäste“.
Ich gehe zum Bahnhof, beziehungsweise zum Busbahnhof. Einfach mal checken, wie / wo ich hier morgen weiterkomme.
Am Busbahnhof sehe ich dann zum ersten Mal auch die Berge, die die Stadt umgeben. Das Busterminal ist relativ groß und es gibt viele Agenturen, die hier in Bulgarien fahren, aber die auch ins benachbarte Ausland reisen. In einer kleinen Imbissbude kaufe ich mir erst mal einen Kaffee.
Gegenüber vom Bahnhof ist auch eine Straßenbahnhaltestelle und so versuche ich mal das Abenteuer: Straßenbahn fahren in Sofia.
Die Tour kostet ein Lew, Das sind umgerechnet keine 0,60 €
Aber der erste Versuch ging schon mal schief. Im Hotel hatte ich einen kleinen Prospekt bekommen und da stand drin, dass ich vom Bahnhof aus die Linien 1, 6 oder sieben benutzen kann. Also bin ich in die eins eingestiegen und wollte, wie es in dem Brief stand, beim Fahrer bezahlen.
Das ging aber nicht. Dafür gab es Automaten wo man mit Karte bezahlen konnte Na gut.
Also zahlte ich, und dann merkte ich, dass die Bahn in eine völlig falsche Richtung fuhr. Ich schaute auf Google da stand, dass ich nur die sechs oder sieben nehmen kann.
Auf ein Neues.
Aber diesmal hat’s geklappt. Wenig später war ich wieder zurück im Zentrum. Dort bin ich mal Richtung Fußgängerzone gegangen um mir auf diesen kommerziellen Teil mal anzusehen. Die Fußgängerzone ist einfach eine alte, große und breite Straße, die umgewidmet wurde. Neues Pflaster, viele Cafés, Fahrräder und e-Scooter verboten.
Hier kann man schön bummeln. Sowas würde ich mir zuhause auch wünschen.
Sofia ist im zweiten Weltkrieg ziemlich stark zerstört worden, das ist wahrscheinlich mit ein Grund, warum man hier wenig alte Gebäude sieht. Vieles ist neu gebaut worden und strahlt den Charme der sozialistischen Era aus.
Zwischendurch gab es bei mir mal einen Kaffee, ein Eis und einen Frappee. (Trinken ist wichtig) aber die Preise hier in der Hauptstadt sind ähnlich wie in Deutschland vielleicht sogar etwas teurer.
Ich laufe heute mit Sandalen. Neuen Sandalen. Sehen gut aus, aber meine Füße sind nicht dran gewöhnt.
Um heute wenigstens ein wenig Kultur zu machen, bin ich noch in die Hagia Nedelja Church gegangen. Die lag quasi auf dem Weg und sah schon von Weitem beeindruckend aus. Die Kirche ist bekannt wegen der wertvollen Wandgemälde im byzantinischen Stil. Ich bin da aber in eine Hochzeit hineingeplatzt und da wollte ich nicht so sehr stören.
Abends war ich dann auf Empfehlung des Hostels im Divaka hier in der Innenstadt essen. Ich wollte doch mal den hier sehr beliebten Schopska Salat essen. Lecker!
Den Abend habe ich dann im Gemeinschaftsraum der Herberge verbracht.
Morgen geht es weiter….
Du lebst ein kollektives Leben.
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