Mittwoch, 14.9.2022 Sofia (3)
Gestern Abend habe ich dann wegen meines Rückens doch mal meinen Leibarzt (Daggi) konsultiert. War aber unnötig. Natürlich sind in dem von ihr präparierten Notfallpack (7*7*4 cm) alle handelsüblichen Medikamente, Drogen und Heilmittel enthalten, ich hätte nur mal nachsehen müssen. Steht „Gelenke/Rücken“ drauf und „1 x täglich“. Perfekt! Das Ding macht sie mir für jede Reise fertig und mancher Apotheker beneidet mich darum…🙃
Und wieder mal habe ich ganz gut geschlafen und habe mein „Frühstück“ genossen.
Und was soll ich sagen? der Hexenschuss ist fast weg. Ich kann mich wieder normal bewegen!
Morgens bin ich durch eine Straße in meiner Gegend spaziert und auf eine andere Straße gestoßen, in der sich offensichtlich die Autozubehör - Händler vereinigt hatten. Es gab ein Geschäft für Lichtmaschine, eins für Wasser pumpen, ein anderes für Karosserieteile und Rücklichter und so weiter. In Asien habe ich das oft gesehen, dass ich gleiche Gewerke lokal auf einer Straße zusammen geschlossen haben. Wahrscheinlich kann man hier, wenn man die Straße entlang geht, sich ein komplettes Auto bauen.
Eigentlich wollte ich nun eine City Tour machen, also eine geführten Stadtrundgang, der circa 2 Stunden dauern sollte. Ich hatte die Information aus meiner Reiseführer und da war auch direkt ein Link zu dem Treffpunkt. Also bin ich brav mit Google zusammen dahingegangen, was aber nicht immer so einfach ist. Ich musste durch die U-Bahn Station Serdica, die riesig groß ist, und natürlich hat man da unten keine Verbindung zum GPS. Also brauchte ich drei Anläufe, bis ich den richtigen Ausgang gefunden hatte. Dann war die Zeit knapp, aber ich schaffte es gerade noch auf den Punkt um um 11:00 Uhr am Treffpunkt zu sein. Leider hatte ich mich im Reiseführer etwas vertan und hatte nicht die City Tour angeklickt, sondern den Link zu einer Green Tour, die aber in einem anderen Treffpunkt und an einem anderen Tag stattfand. So stand ich an einer Kreuzung ganz alleine.
Plan B war dann ein Besuch im Zoo. Ich machte mich auf den Weg kam an der Saint Sedmotchislenitsi Church vorbei. Das ist ein stattlicher Bau aus dem 16. Jahrhundert. Ich ging rein, und wie soll es anders sein? Es fand eine Taufe statt. Dieses Mal habe ich aber wenigstens aus der Ferne ein Foto erwischt. Der kleine Junge verhält sich aber sehr ruhig und meckerte nur beim abtrocknen ein wenig.
Irgendwann erreiche ich die Bushaltestelle von den 94er Bus, der mich in die Nähe des Zoos bringt. Von da aus sind es noch 20 Minuten zu laufen entlang in einer nicht so schön Straße.
Spannend wird das ganze dadurch, dass hier ein Wagen steht, der offensichtlich Bäume fällen soll. Das Interessante ist, dass ich der Kranausleger zwischen den Starkstromleitungen befindet. Spannend! In der Haut des Kranführers möchte ich nicht stecken.
Auf dem ersten Blick macht der Zoo einen freundlichen Eindruck. Weite Wege sehr viele Bäume, die glücklicherweise etwas Schatten spenden, so kann das Spaß machen.
Es sind viele intelligente Tiere hier. Da sind zum Beispiel die Leoparden, Löwen Elefanten und Tiger, die sich bei der Hitze nicht sehen lassen, sondern sich lieber in den Büschen verstecken. Und da sind zum Beispiel auch die Spatzen, die in das Vogelgehege eingebrochen sind da nach Herzenslust baden.
Die Vogelgehege sind leider alle mit Maschendrahtzaun versehen, so dass ich nicht fotografieren kann, weil die Kamera immer auf den Zaun scharf stellt. Schade. Den sehr beeindruckenden Raben hätte ich gerne fotografiert. Sieht man bei uns selten.
Wenn man tiefer in den Zoo hineingeht, sieht man aber auch die Spuren, die der Sozialismus hier hinterlassen hat. Vor allem die Gehege der Bären, der Hyänen und die Schakale sind mit sehr massiven Betonbauwerken ausgestattet.
Das Ganze sieht eher wie ein Bunker aus, als wie ein Wildtiergehege. Ich denke der Zoo ist relativ alt und hat wenig Geld. Kein Wunder in so einem armen Land.
Gewinner und gleichzeitig Verlierer scheint hier aber der Adler zu sein. Er hat wahrscheinlich das größte Gehege, aber was nützt einem das, wenn man Adler ist?
Später sehe ich: die Schwäne haben noch mehr Raum.
Fazit: als Besucher hat man es hier sehr gut: man kann schön spazieren gehen, und man kann auch wieder raus. Hier möchte ich nicht Tier sein.
Nach der Lauferei musste ich nun erst mal eine kleine Pause (essen, tinken, Nickerchen) machen.
Auf meiner Liste stand auch noch das archäologische Museum. Es ist in einer alten Moschee untergebracht und mitten im Stadtzentrum. Beim Eintrittspreis habe ich mich erst etwas erschrocken, denn zehn Lewa habe ich bisher noch nie bezahlt. Und als ich dann das Museum betrat war ich auch etwas enttäuscht.
Viele der Exponate waren so aus dem dritten bis vierten Jahrhundert n. Chr., da waren Wandreliefe, Statuen, aber auch Schmuckstücke, Vasen und andere Gegenstände. Eigentlich dachte ich, dass das Gebäude schöner ist, als die Exponate. Quasi die Schale ist schöner als die Nuss.
Diese Meinung musste ich aber revidieren, als ich in das obere Geschoss kam. Da waren mehrere, durch Gitterpforten abgetrennte Schatzkammern, in denen dann die wirklichen Schätze lagerten. Das waren entweder Schmuckgegenstände aus Gold oder Silber oder aber Rüstungsteile, Waffen und wieder Schmuck aus dem Zeit der Thraker.
Viele dieser Exponate gingen zurück bis ins vierte oder fünfte Jahrhundert v. Chr. Sehr beeindruckende Stücke!!
In zwei anderen Kammern gab es dann auch noch Exponate aus der Steinzeit und der Früh-Steinzeit, das waren die üblichen Töpfe und Werkzeuge, aber auch Schmuckstücke und Dekorationsgegenstände. Und das aus dieser frühen Periode!
Im Nachhinein musste ich meine Meinung also revidieren: eine gute Nuss in einer guten Schale!
Als Nächstes stand die Kathedrale auf dem Programm. Auf dem Weg dahin kam ich an einem kleinen Flohmarkt vorbei. Verkauft wurden hier Schmuckstücke, ein paar typische Strickereien in oder Stickereien aus Bulgarien und einige Devotionalien aus der dunklen Zeit. So etwas wird hier offen gehandelt, und scheinbar gibt es auch Liebhaber dafür. Ob sich hier die AfD Mitglieder eindecken?
Die Kathedrale war sehr düster und aber auch riesig groß. Die Säulen, die das Dach stützen, hatten sicherlich um die 7 m Durchmesser. Die Halle war auch sehr hoch, aber wie gesagt sehr sehr dunkel. Es gab riesige Lüfter an der Decke und sehr viele Wandmalereien. Das Fotografieren war hier verboten und natürlich habe ich mich, wie immer, dran gehalten.
Als letztes bin ich dann noch zur Sophienkirche gegangen, das ist wohl die älteste Kirche hier in Sofia. Sie war vergleichsweise schlicht und sah fast modern aus. Eigentlich war ich aber hier wegen der Krypta und dem darin befindlichen Museum. Aber jeder Tag hat mal ein Ende, und das Ende für die Krypta war schon vor 2 Stunden. Die Kollegen da unten wollen sicherlich auch mal ihre Ruhe haben!
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