Mittwoch, 7.9.2022 Varna - Nessebar
Gestern Abend noch essen gewesen und danach einen hiesigen Pflaumenschnaps (Raki) getrunken. Schmeckt echt nicht schlecht…..
Heute las ich einen Bericht im Spiegel über Starkregen in Bulgarien. Außer in Veliko Tarnovo kann ich mich an Regen hier überhaupt nicht erinnern. Trotzdem sprich die Zeitung von einer Katastrophe, vergleichbar mit der im Erfttal. Das ganze fand statt in Karlovo, einer kleinen Stadt, die eigentlich auch auf meinem Zettel gestanden hat. Sie liegt in der Nähe von Kazanlak und auf dem Weg dahin bin ich da auch umgestiegen.Da habe ich offensichtlich noch mal Glück gehabt!
Nach einem gemütlichen Frühstück und einer ebensolchen Dusche machte ich mich auf. Zu Fuß zur Bushaltestelle, 4 Stationen mit dem 409 zum Terminal. Hier war die Hölle los. Viele Minibusse, viele Reisebusse und noch mehr Menschen mit Koffern und Rucksäcken. Kyrillische Schilder wiesen den Weg zum Ticketoffice. Großartig. Unübersehbare Anzahl von kleinen Agenturen, die Reisen verkauften, aber dann sah ich einen häßlichen Schalter mit einer Schlange davor.
Das sah gut aus. Ich stellte mich geduldig an und dann bemerkte ich, wie ein kleines Mädchen vor mir ihre Mutter ansprach und nach links zeigte. Ich schaute da auch hin und sah, dass da noch ein Schalter aufgemacht hatte. Zack! War ich da. Ich erläuterte mein Anliegen, und nach kurzer Zeit meinte die Frau: no ticket!
Ich fragte nach der Alternative und sie meinte: Driver! Platform 10!
Ok, 2. Versuch.
Ich ging hin, da war ein Bus, aber kein Fahrer.
Noch 8 Minuten.
Aber dann kam ein kräftiger Kerl, der verdächtig nach Fahrer aussah und ich fragte: Nessebar? Und er nickte. Er kassierte die 15 Lewa und auf ein Ticket verzichteten wir…..
Ich erwische einen Sitzplatz neben einem hübschen, 20-jährigen Mädchen, die zudem auch noch lecker riecht. Bin schon schlechter gefahren….
Es war wieder einer dieser kleinen, engen Busse, aber das kann man sich wohl nicht aussuchen. 2 - 2 1/2 Stunden wird der Spaß dauern….
Die Fahrt geht leider nicht am Meer entlang, also ist die Aussicht nicht so interessant. Die Straße ist aber ok und der Fahrer fährt manierlich. Das könnte aber auch an den vielen Verkehrsüberwachungskameras liegen oder an dem digitalen Fahrtenschreiber, den ich im Armaturenbrett ausmache. Egal!
Wir kommen aber zwischendurch auch an 2-3 Strandorten vorbei und das gibt mir vielleicht auch schon einen Vorgeschmack, was mich in Sunny- oder Golden Beach erwartet. Der Sonnenstrand ist nur 10 Minuten Busfahrt entfernt und komplett künstlich. Die Hotels bieten alle „all inclusive“, was die Existenz von Kneipen und Restaurants obsolet macht. Eine Backpacker-Hölle! Man sagt, dass die ganze Küste hier im Winter menschenleer ist. Creepy!
Aber sehen will ich es!
Nach 2 Stunden sind wir da.
Das Hotel, was ich mir ausgesucht habe, ist super. Es liegt in neue Nessebar und ist circa 10 Minuten vom Strand entfernt. Der Hotelier ist sehr freundlich und hilfsbereit und das Zimmer liegt zwar im dritten Stock (ohne Aufzug) aber es ist sehr schön und hell. Es ist zwar etwas teurer, aber ich bin hier in einer Touristen Hölle, da ist alles teurer. Ich denke, fast deutsches Niveau.
Nach der Ankunft wasche ich noch kurz, da ich hier einen Balkon und eine Wäscheleine habe. Danach mache ich mich auf nach Old Nessebar. Das liegt auf einer kleinen Insel, die mit dem Festland durch eine Straße verbunden ist. Das Meer ist blau, das Wetter ist toll, und es geht ein leichter Wind.
Von der Straße nach Nessebar kann man den Sonnenstrand gut sehen. Es ist furchtbar! Hotel reiht sich an Hotel, und, wie sich das so gehört, habe ich beim durchfahren vorhin auch schon mehrere Männer mit nacktem Oberkörpern durch die Straßen laufen sehen. Ein typischer Urlaubsort. Bestimmt reserviert man hier auch Liegen mit Handtüchern.
Langsam erkundige ich die kleine Insel. Es gibt hier Wassertaxis, die ein/zwei Buchten weiter fahren und es gibt eine Schnellfähre, die Nacht Sozopol fährt. Das wäre eine Option für mich, ein rumänischer Freund ist gerade da. Wäre ja witzig. Und circa 40 € ist auch nicht zu viel für die Fähre.
Aber jetzt bin ich erst mal hier. Ich höre auf meinem Spaziergang viele deutsche und holländische Stimmen. Wahrscheinlich normale Touristen aus dem nahe gelegenen Sonnenstrand. Die werden hier sofort umzingelt von bulgarischen Betrügern, die denen irgendwas verkaufen wollen. Mich lässt man in Ruhe.
Aber der Blick von hier oben ist einfach grandios!
Hier laufen auch einige Einheimische, gekleidet als traditionell gekleidete Bulgaren rum, die kleine Perlenketten verkaufen. Da sind bunte Perlen aufgereiht und es sind Zauberperlen. Sie soll Glück bringen! Das ganze Gespräch geht komplett auf deutsch! Ich halte es eher für Glück, wenn man den Frauen irgendwie aus dem Weg gehen kann! 🤪
Ein paar Meter weiter wähne ich mich in Venlo. Links holländisch, rechts deutsche. Andere Sprachen hört man hier nicht. Und auch so von Aussehen und Benehmen sind es die typischen deutschen und holländischen Touristen. Ich werde hier nur noch englisch sprechen!
Der Ort ist wirklich schön. Die kleinen Häuser, wo typischerweise unten Stein und oben Holz ist und die kleinen Gassen mit dem furchtbaren Kopfsteinpflaster: die Atmosphäre ist wirklich toll. Aber leider ist alles durch die vielen Geschäfte und Bars kaputt gemacht worden. Schade, aber das war wahrscheinlich zu erwarten gewesen.
Aber dadurch lasse ich mir die Laune nicht verderben. Ich schlendere ich so durch und nehme einfach die positiven Dinge mit!
Und die sollten auch bald kommen. Ich habe dann die Gegend umund meine Unterkunft herum erkundet und auch noch einen Supermarkt gesucht, habe ich auch so ein kleines Subzentrum gefunden mit dem Supermarkt, Kneipen, Imbissbuden Friseuren und anderen. Das war zwar alles modern, aber irgendwie nett. Und im Supermarkt war ich dann wieder in Bulgarien: normale Preise! In Nessebar Old Town waren zumindest die Getränkepreisen im Kiosk gut doppelt so hoch wie normal. Diese Gegend hier hat Charme und: keine „offiziellen“ Touristen. Jetzt gefällt es mir hier.
Zur Ehrenrettung der Deutschen hier im Land (schließlich gehöre ich ja dazu). Wenn ich etwas abfällig über deutsche und holländische Touristen rede, meine ich speziell das sehr einfach gestrickte Pauschalurlaubervolk, das sich hier, aber auch in Griechenland, Spanien, Türkei und Italien nicht so ganz toll aufführt. Die habe ich auf der ganzen Welt gefressen, und von denen gibt es in England, Italien, Schweden….(tbc) auch jede Menge!
Mein wirklich sehr nette Hotelier (ja, ich wohne dieses Mal tatsächlich in einem Hotel) hat mir gute Tipps für die Gegend hier gegeben. Er ist wirklich ein netter Kerl. Er ist in Old Nessebar geboren und hat das Hotel von seinem Schwiegervater übernommen und lebt jetzt erstmalig auf dem Festland. Im Winter geht er aber wieder zurück nach Odessabar, und er hat bestätigt, dass da im Winter tatsächlich noch Leute wohnen. Er sagt, dann wäre es wirklich ein schöner Ort, gibt aber zu, dass es doch zu viele Touristen geworden sind.
Im Hotel habe ich zwischendurch kurz nach meiner Wäsche geschaut, und siehe da, sie war schon fast trocken. Das habe ich dann genutzt und habe noch die anderen T-Shirts von der Marke „ach das geht noch einmal“, „das riecht noch ok“ und „den Fleck sieht man kaum“ gewaschen. Jetzt, wo der Urlaub zu Ende geht, besteht natürlich die Gefahr, dass ich zu Hause die Rucksack auspacke und die Sachen auf den Haufen: „kann so in den Schrank„ lege. Das Gesicht von Daggi dann: unbeschreiblich!
Nach einer kurzen Pause habe ich mich dann noch in den Bus gesetzt bin nach Goldstrand gefahren. Das musste ich mir heute noch anrun. Ich fand ein eine Stelle, wo ist keine Liegen und Schirme waren. Da lagen die Leute einfach so mit Handtüchern in den pulvrigen Sand. Absolut genial! Wunderschöner Strand, das Rauschen des Meeres und der blaue Himmel überall; dazu frischer Wind, der machte das Ganze sehr angenehm. Ich meine das ernst: das ist wirklich ein toller Strand. Wenn man nach vorne schaut, da, wo das Wasser ist. Sich umdrehen tut man besser nicht.
Der Wind kann aber auch sehr tückisch sein und heute in Nessebar sah ich ein Mädchen, das komplett verbrannt war! Gesicht, Dekollete, Arme: alles knallrot. Ich denke das war kurz vor einer Verbrennung zweiten Grades. Klar wenn man sich bei diesem schönen Wind einfach so in den Sand legt, ohne sich einzucremen, passiert sowas schnell. rechts und links von mir, in einer Entfernung von circa 10 m jeweils, gibt es liegen und Sonnenschirme, und da kann man den Sand auf dem Boden nicht mehr sehen. Noch ist Saison.
Abends war ich dann noch in einem von meinem Hotelier empfohlenen Restaurant essen.
Treffer! Sehr lecker, freundliches Personal, normale (günstige) Preise, riesige Portionen…..alles gut!
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