Montag, 5.9.2022 Ruse / Russe

Hier in Bulgarien werden die Orte immer unterschiedlich geschrieben, da sie irgendwie aus dem kyrillischen ins lateinische übersetzt werden. So schreibt sich Russe mal mit einem S manchmal mit zwei. Und Plovdiv mal mit W und mal mit V. 

Aber die Leute wissen immer was gemeint ist.


In meiner tollen Unterkunft (riesiges Zimmer, super sauber, nette Sitzecke) gibt es außerdem noch eine voll eingerichtete Küche und einen gemütlichen Frühstücksraum. So begann also mein Tag sehr positiv. Ich bin dann zum Touristenbüro gelaufen, um herauszufinden wie ich zu den Felsenklöstern komme. 

Morgens ist es hier immer noch relativ kalt, aber der strahlend blauer Himmel versprach einen schönen Tag. Und so ist es auch immer schön, morgens so durch die Stadt zu laufen.

Leider war niemand in dem Tourismusbüro, obwohl es um 9:00 Uhr öffnen sollte. Also wartete ich davor, bis jemand kam. Die junge Frau, die dann gegen halb 10 erschien, schien aber überhaupt keine Ahnung zu haben wie man zu dem Kloster kommt, wo man hier einen Bus findet oder überhaupt. Es war sehr sehr peinlich. 


Ich hab dann irgendwie das Gespräch beendet und dann mein Glück bei mir in der Herberge versucht.

Niete! 

Auch das hat nicht geklappt, weil meine Gastgeberin nicht da war. Also habe ich die Nummer gewählt, die an der Rezeption stand. Ich erreichte einen Herren, der ausgezeichnet Bulgarisch sprach und der überhaupt nicht verstand, was ich von ihm wollte. Super! Was nun? 


Da war noch eine andere Nummer, die man speziell dann anrufen sollte, wenn man englisch sprechen wollte. Also probierte ich die. Am anderen Ende war eine junge Frau die mich zuerst nicht verstand. Dann deutete sie an dass ich wahrscheinlich falsch verbunden sei, wollte mir aber trotzdem helfen. Sie riet mir, den Bus zu nehmen, bestätigte dann, dass der Bus vom Ostbahnhof fährt und eben um 11:30 Uhr. Sowas ähnliches hatte mir die Frau im Touristenbüro auch gesagt. 

Ich bedanke mich bei ihr sagte aber, dass ihre Nummer hier auf der Visitenkarte stände. Darauf meinte sie, dass das wahrscheinlich ein Zahlendreher sein könnte. 


Nach unserem Gespräch checke ich das, und sie hatte recht. Ich schrieb ihr das noch in einer SMS, und sie hat auch ganz lieb zurück geantwortet und mir einen schönen Tag gewünscht. Toll!

Von der Frau im Touristenbüro wusste ich auch, dass ein Bus vom Ostbahnhof aus fährt. Aber wie komme ich da jetzt hin? 


Google wusste keine Antwort. Ich hatte aber in der Stadt Trolley Busse gesehen und bin einfach mal zu der Straße gegangen wo sie fuhren. Ein Bus kam und ich fragte den Fahrer. Der deutete nur hilflos nach geradeaus und danach rechts. Ich versuchte das, aber „nach rechts“ war eine kleine Straße. Das konnte nicht die Lösung sein. 


Da war ein kleines Café und davor saß ein ganz gut aussehender junger Mann und trank Kaffee. Ich zeigte ihm meinen Stadtplan, deutete auf dem Busbahnhof und fragte wie komme ich dahin? 


Er erzählt mir einiges auf Bulgarisch und dabei sah ich einerseits unglaublich schmutzigen Fingernägel und eine sehr hässliche große offene Wunde am Hals. Es könnte eine Wunde sein, oder eine schlimmer Hautkrankheit, aber schön war das nicht. 


Doch der Mann war unglaublich freundlich und hilfsbereit. Er nahm den Stadtplan und ging in das Café. Dort diskutierte er mit allen Anwesenden und dabei fiel immer das Wort Basarbowo. Das hatte ich nämlich neben die Busstation auf die Karte geschrieben, weil das der Ort war, wo ich mit dem Bus hin wollte. 


Die Diskussion ging weiter und der Besitzer des Cafés schüttelte traurig den Kopf. Er sagte irgendwas von Reparatur. Okay, der Traum, mit dem Bus zur Busstation zu fahren, war geplatzt, ich sagte dann: Taxi? 


Und er nickte. Okay sagte ich dann suche ich mir mal ein Taxi. Aber nein, er bestand darauf mir ein Taxi zu rufen. Das war mir natürlich recht und als ich einsteigen wollte, kam der erste junge Mann zum Taxi gelaufen und sagte den Taxifahrer, wohin ich fahren wollte. 

Wirklich freundlich!

Und dann ging die Fahrt los. Es ging aus der Stadt raus, über Land, und die Straßen wurden immer schlechter. Nach einigen Minuten war mir klar: wir fahren nicht zum Busbahnhof, sondern nach Basarbowo. 




Staubige und holprige Straßen



Aber das war mir dann auch egal. Und: es war ein Treffer! Die Fahrt kostet nur 15 Lewa, also weniger als das, was ich gestern von der Busstation zum Hotel bezahlt hatte.

Leider wollte der Fahrer nicht auf mich warten, deshalb wird die Rückfahrt jetzt wahrscheinlich etwas abenteuerlich werden. Aber davon später. 


Das Felsenkloster ist toll. Er ist wirklich senkrecht in den Fels eingearbeitet und über steile Treppen zu erreichen. Es gibt mehrere kleine Räume, die man besichtigen kann, in denen irgendwelche heiligen Devotionalien untergebracht sind. Zwischendurch kommen mehrere Reisegruppen, ich höre englisch holländisch und deutsch. 










Eine Hochzeit

Auf der untersten Ebene also im „Erdgeschoss“ , sind auch noch einige Gebäude, unter anderem eine Kirche, in die ich aber nicht hinein kann, weil da gerade eine Trauung stattfindet. Der Blick oben von dem Felsenkloster ist sehr schön man schaut gegen Berge und über grüne bewaldete Flächen. Hier in der Gegend gibt es noch andere Felsenklöster, aber so wie ich reise, sind sie unerreichbar. Da braucht man wahrscheinlich doch eher ein Auto oder eine organisierte Tour, die aber konnte ich in der Kürze der Zeit nicht vorbereiten. 




Rentner unterwegs…das dauert…..😄





















Und nun zum Teil zwei des Abenteuers: wie komme ich wieder zurück?

Plan A: ich frage die Reiseleiterin der deutschen Gruppe, ob sie mich mitnimmt. Nein, sagte sie die Tour geht noch weiter und sie sind den ganzen Tag unterwegs bevor sie nach Hause zurück fahren. Okay! 


Plan B: ich frage die Verkäuferin an dem Kiosk. Das war eine freundliche Bulgaren, die ein klein wenig Englisch konnte. Sie verstand mich schnell, und dann suchte sie nach einer Lösung für mein Problem.


Sie erklärte mir mit einer schnell gemachten Zeichnung, wie ich von dem Kloster zum Bus komme. Dazu zeigt sie immer in die Himmelsrichtung in die der Weg ging: geradeaus, rechts, rechts, geradeaus….um  mir die Richtung klarzumachen. Aber es war recht einfach. 

Dann schrieb sie mir noch einen Zettel, was ich den Busfahrer sagen sollte und nannte mir den Preis. Wieder mal eine sehr sehr freundliche Bulgarin getroffen.


Zettel: bis ins Zentrum fahren!







Verdammt tiefe Pfützen



Der Weg zur Bushaltestelle war wirklich nicht sehr kompliziert zu finden, dafür war es aber ganz schön weit. Oder es kam mir nur so vor, weil an dem Weg kein einziger Baum stand und ich so durch die pralle Sonne laufen musste. Auf der Hälfte kam ich an eine Stelle, wo eine riesige Pfütze auf der Straße war. Durch die war vorhin der Taxifahrer auch schon sehr vorsichtig gefahren, und ich muss jetzt überlegen, wie ich darüber komme. Ich fand einen Punkt, wo ich mit einem gewagten Sprung halbwegs trocken da durch kam. Ich fand recht bald die Haltestelle, da warteten auch schon einige Leute.

Als der Bus kam, stieg ich ein und zeigte dem Fahrer den Zettel, den die freundliche Frau im Kloster mir gegeben hatte. Er schüttelte daraufhin den Kopf und ich werde es nie lernen. 😅

Aber es sollte noch besser kommen. Wir fuhren nach Russe und ich schaltete sicherheitshalber mal Google Maps ein, um zu gucken wo wir waren. 


Der Frau im Kloster hatte ich gesagt, dass ich ins Zentrum wollte, die genaue Adresse wäre zu kompliziert gewesen. Und das hatte sie auch auf den Zettel geschrieben. Nun sah ich aber in der App, dass wir ziemlich nah an meiner Pension waren also wollte ich aussteigen. Aber der Fahrer machte die Tür nicht auf sagte irgendwas zu mir. Da ahnte ich, dass er mich unbedingt ins Zentrum bringen wollte. Also fuhr ich noch drei Stationen weiter und dann sagte meine Nachbarin irgendwas zu mir und zeigte auf die Tür, die Frau gegenüber am Sitz tat das gleiche und der Fahrer drehte sich um und zeigte auch auf die Tür. Man sorgt sich hier um mich!


Nahe an der Bushaltestelle war ein kleines Restaurant und irgendwie war ich reif für einen Snack. Es gab eine kleine Pizza, die wirklich sehr lecker war war und ein Bier. 




Nachträglich muss ich noch sagen, dass der lokale Nahverkehr hier in Russe nicht im Internet zu finden ist. Wenn man in Google eingibt, man will von A nach B, dann wird nur eine Autostrecke und eine ‚zu Fuß’ Strecke gezeigt. Keine öffentlichen Verkehrsmittel, obwohl hier relativ viele Busse fahren. Das macht die Navigation deutlich schwieriger!


Frisch gestärkt habe ich mich auf den Weg gemacht zur Sexaginta Prista. Vom Wort her könnte es fast ein spezielles Etablissement sein, vom Eingangsschild her ein nettes Restaurant mit Terrasse. In Wahrheit ist es aber eine alte römische Verteidigungsanlage die hier gerade ausgegraben wird. Leider kann ich sie nicht betreten, weil heut Montag ist. Extrem schlechte Planung von mir! Hier gibt es noch weitere interessante Museen, allen voran das Transportmuseum, was ich mir gerne angesehen hätte. Aber leider ist es nicht möglich und morgen werde ich wahrscheinlich schon sehr früh wieder weiterfahren. Pech!





Das Museum liegt ganz in der Nähe der Donau, also bin ich noch mal zu der Promenade gegangen. In der Innenstadt hatte ich einen Aufsteller gesehen, wo die Leute hier betont haben, wie stolz sie auf diese Promenade sind. Ich persönlich halte sie für zu karg und langweilig. Viele Betonflächen und wenige Bäume: das hätte man vielleicht besser machen können!




Früher, vor dem Bau des Hafens, war das hier der Ort, wo die Frachtschiffe gelöscht und geladen wurden.


Ruf der Donauzug dann langsam ein Hotelschiff an mir vorbei. Wenn man bedenkt: über den Rhein Main Donau Kanal könnte das Schiff in ein paar Tagen an der Düsseldorfer Altstadt vorbei fahren.


Und dann dachte ich: eine Kirche schaffe ich heute noch! 

Es ist die berühmte Kirche Heilige der Dreinigkeit (Sveta Troitsa) in Ruse, die teilweise unter der Erde gebaut worden ist, weil die christlichen Werke zur Zeit der Herrschaft der Türken nicht höher sein durften. 












Die Kirche von außen!

Deshalb kommt man vom Eingang der Kirche erst mal circa 30 Stufen runter bevor man in die eigentliche Halle kommt.

Die Kirche ist nicht sehr groß, neben dem Chorgestühl gibt es vielleicht 30 Sitzplätze vor der Altar. An den Wänden sind viele Bilder von Heiligen in unterschiedlichen Maßstäben. Naturgemäß gibt es nur kleine Fenster, die wenig Licht in die Kirche lassen. 




Der Tag heute lief nicht so gerade aus. Wenn man eine organisierte Rundreise durch so ein Land macht, wird so etwas nicht passieren. Aber ich möchte auch keine Minute von diesem Tag missen. Das ist halt meine Art, zu reisen. Es ist spannend und man hat eine Menge zu erzählen. Und man vergisst sowas nicht so schnell! Ich mag das!!!!

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