Sonntag, 4.9.2022 Veliko Tarnovo - Ruse

Gestern Abend war ich noch mit Stefan und seiner Frau in einer sehr urigen Kneipe essen. Es war ein toller Abschluss für den Besuch in dieser sehr schönen Stadt. Wir haben viel gequatscht und ein lokales Bier dazu getrunken. Heute früh bin ich dann nach tiefem Schlaf aufgewacht und habe lecker gefrühstückt. 

Viel Zeit hatte ich heute nicht, also bin ich nur einmal noch kurz durch die Innenstadt gebummelt und habe den Taxistand gecheckt. Ich muss zum West - Terminal, das ist circa dreieinhalb Kilometer von hier. Zu Fuß gehen scheidet daher aus. Ich habe mich dann von meiner Gastgeberin verabschiedet und bin los marschiert.

Als ich beim ersten Mal am Taxistand war stand da nur ein Taxi, und als ich nun kam, stand da immer noch ein Taxi und hatte Licht an. Das verursachte etwas Stress bei mir, aber als ich am Wagen war, und den Fahrer fragte, nickte der.

Für circa vier Euro brachte er mich zum Busbahnhof, und die Strecke dahin war ziemlich langweilig. Gut, dass ich nicht gelaufen bin. Hier hat aber auch die Preiserhöhung zugeschlagen. Im Internet stehen die Tickets noch für sechs Lewa drin, hier habe ich 14 bezahlt. Für die Strecke ist das aber fair.




Auf der Strecke habe ich dann auch gesehen, was mir vorher schon aufgefallen war. Die Elektrifizierung von Fahrzeugen ist hier weiter als bei uns. Diese Stehroller laufen hier (ohne Nummernschild) mit Geschwindigkeiten bis zu 50 KMH. Die normalen E-Bikes werden hier ganz oft ohne Tretunterstützung gefahren (also wie ein Moped)

Ein schönes Land! 

Was mir beim Spaziergang noch ins Auge gefallen ist, ist die Tatsache, dass es sehr sehr wenige Straßenhunde gibt, dafür aber Unmengen von Katzen. Überall sieht man Kater herumlaufen die irgendwo ihr Revier markieren. 


Der Busbahnhof ist nicht besonders groß und sehr trist. Am Bahnsteig drei warte ich auf meinen Bus!


Es ist ein kleiner 18-Sitzer Bus. Doppelsitze links, Einzelsitze rechts. Ich erwische einen Einzelsitz. Vor mir ist die Schiebetür, also habe ich Beinfreiheit. 

Der Fahrer ist ein Cousin von Schumi und teilt die gleichen Gene. Aber er hat einen,ganz guten Musikgeschmack. Der Bus ist fast voll besetzt und los geht das Rennen! 




Überholverbote sieht Schumi2 eher als unliebsame Empfehlung. Er klebt an der Stoßstange eines LKW, reißt dann das Lenkrad herum und gibt Vollgas. Dann schert er bei Gegenverkehr wieder ein und macht eine Vollbremsung hinter dem nächsten LKW. 

Für mich ist das nicht gut. 

Ich habe keinen Gurt und nichts zum Festhalten.  Vor mir, in 1,6 m ist eine halbhohe Wand zum Vordersitz. Die Strecke mache ich im Ernstfall im freien Flug. Keine schöne Vorstellung. Schlafen ist daher nicht drin. 


Es gibt Bulgaren mit großen Autos. Einmal kommt ein Maserati mit brüllendem Motor an uns vorbeigeschossen. Es ist eine kurvige Landstraße und der Kollege hat locker 170/180 drauf. Und das bei gruseligen Straßenzustände. Wir passieren riesige Felder. Weizen, Mais, Sonnenblumen. Bis zum Horizont. Die Trucks kommen überall her. Ukraine, Polen, Rumänien und natürlich viele Bulgaren. Auf der Strecke waren mindestens 5 große Polizeikontrollen, speziell für die Brummis.


Und dann sehen wir das Stadtschild Russe! 


Es ist immer wieder spannend und schön, in einer neuen Stadt anzukommen. Ich werfe mein Gepäck ab und bin dann normalerweise nach 3 / 4 Minuten auch schon wieder auf der Straße. Dann folgt die Orientierung: wo bin ich hier, und was könnte man jetzt unternehmen. Heute möchte ich gerne zur Donau gehen, mal sehen ob ich den Weg finde.


Die Gegend, durch die ich laufe, ist sehr trostlos und auch menschenleer. Nun gut, es ist Sonntag.

Wenig später bin ich an der Donau. So etwas wie eine Promenade sehe ich hier nicht, aber wenigstens bin ich am Wasser. Links von mir ist der Hafen und gegenüber, das sollte Rumänien sein.






Aber ein paar Schritte weiter fing dann doch eine kleine Promenade an. Auf dem Weg in die Altstadt bin ich kurz in der Sankt Paulus Kirche gewesen, ein sehr düstere Bau. 








Wenig später erreiche ich dann die Fußgängerzone. Aber auch die macht auf mich einen sehr heruntergekommen Eindruck. Viele Ruinen erinnert mich an das Prag von vor 45 Jahren.


Im Reiseführer wird Russe als eleganteste Stadt Bulgariens gefeiert, quasi als das Wien des Landes. Da fehlt mir auf jeden Fall die Fantasie, das irgendwie zu bestätigen. Sicherlich sieht man bei einigen der Ruinen den Charme der alten Zeit, aber Ruine ist Ruine.









Und was ich vorhin über die e-Mobilität gesagt habe, ist unvollständig. Gerade (leider war ich nicht schnell genug den Fotoapparat rauszuholen) schoss an mir ein Kettcar vorbei. Vorne Kettcar, hinten: ein auseinandergesägtes Hoverboard. Das sind normalerweise diese elektrischen Boards, bei denen man mit der Balance die Geschwindigkeit und die Richtung kontrolliert. Das hatten die auseinandergesägt und hinten unter das Kettcar getackert. Wie genial ist das denn????


Weiter hinten in der Stadt relativiert sich mein Bild doch ein wenig, es ist so ein „unten Hui und oben Pfui. 

Unten, wo die Geschäfte sind, sieht alles relativ gepflegt aus, und wenn man auf die Stockwerke darüber schaut, ist wieder der alte Verfall da.








Jetzt hab ich aber langsam Hunger habe mir einen Döner gekauft. Döner sind lecker, aber immer schwierig zu essen, vor allem, wenn viel Soße drin und wenn man Bartträger ist. 




Also suchte ich mir eine Bank die etwas einsamer stand als die anderen, und habe dann versucht das Ding so elegant wie möglich zu essen. Das Ergebnis war: ging so! 

Aber mir gegenüber war ein Brunnen, so dass ich mir zumindest die Finger waschen konnte. Das Touristenbüro war leider geschlossen, also muss ich morgen heraus kriegen wie ich in den Nationalpark komme.


Die nächste Station war danach das Pantheon der nationalen Erinnerung, dass ist ein großes Grabmal wo der Toten aus dem Krieg von 1878 (der russisch-türkische Krieg) gedacht wird. Sehr beeindruckendes Gebäude, innen sind aber außerdem Grabmälern nicht viel zu sehen. 












Am Anfang hatte ich auch noch eine Diskussion mit dem Wärter, der den vollen Preis abgreifen wollte, aber ich habe dann doch gesehen dass es ein Rentner Ticket gibt: Ehre wem Ehre gebührt!

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